Tierfotografie in der Natur und im Zoo

11.9.2019

In der letzten Zeit habe ich mich mal wieder verstärkt mit der Tierfotografie beschäftigt. Das hat in erster Linie damit zu tun, dass sich die audiovisuelle Installation beim diesjährigen Open House in der St. Cyriakus Kirche Bottrop um das Thema Vögel dreht. Um möglichst viele verschiedene Vögel filmen zu können, habe ich unter anderem am letzten Wochenende mit meiner Tochter den Allwetterzoo Münster besucht habe. Für weitere Filmaufnahmen verschiedener Luftakrobaten durfte ich mich außerdem freundlicherweise an zwei Tagen im Weltvogelpark Walsrode frei bewegen, und konnte dort einige interessante Szenen einfangen. Da ich mit demselben Equipment filme, mit dem ich auch fotografiere, hat sich das Ganze für mich natürlich doppelt gelohnt. Der Park macht seinem Namen wirklich alle Ehre. So hat man neben unterhaltsamen Flugshows die Möglichkeit, eine Vielzahl an Vögeln aus aller Welt zu sehen. Mir ist bewusst, dass man den Sinn und Nutzen solcher Tierparks zumindest hinterfragen sollte, und ich habe da auch eine gespaltene Meinung, aber der Weltvogelpark Walsrode ist wirklich sehr schön aufgemacht, und bietet neben großen, teils begehbaren, Vogelvolieren auch viele Freiluftgehege für die Tiere. Zudem scheinen sich in dem Park auch einige Storche angesiedelt zu haben. So bekommt man auch manchen schönen Schnappschuss wie zum Biespiel diesen hier: Storch !

In diesem Blogpost möchte ich euch aber, anlässlich meiner am Sonntag, 10.11., stattfindenen VHS-Exkursion in die ZOOM Erlebniswelt Gelsenkirchen, ein paar grundlegende Informationen zum Thema Tierfotografie geben:

  1. Respektiert die Tiere, und bringt entsprechend Geduld mit. Es handelt sich dabei um Lebewesen, die einen eigenen Willen haben, und nicht automatisch das machen, was man gerade am liebsten als Motiv hätte. Wenn man sich etwas Zeit nimmt, und im besten Falle noch ein paar typische Verhaltensweisen der Vögel kennt, lässt sich meist ein Foto mit dem gewissen Etwas machen. Sollte man doch mal weniger Glück, haben kann man durch die Bearbeitung eines Fotos oft aber noch einiges herausholen (hierzu später mehr).
  2. Auf keinen Fall blitzen! Das verschreckt die Tiere. Viele von ihnen haben wesentlich lichtempfindlichere Augen als wir, und man weiß ja selber nur zu gut, wie unangenehm das sein kann.
  3. Vermeidet laute Geräusche und hektische Bewegungen. Was in der Natur besonders wichtig ist, empfiehlt sich auch in einem Tierpark. Auch wenn die Tiere hier sicherlich mehr "gewohnt" sind, und viele Menschen leider nicht darauf achten, muss man es ihnen ja nicht gleich machen.
  4. Falls ihr in der Natur unterwegs seid, gebt bitte unbedingt darauf Acht, wo ihr euch befindet, und hinterlasst keinen unnötigen Müll oder andere Spuren. Das gilt besonders in Naturschutzgebieten.
  5. In der Natur solltet ihr ebenfalls darauf achten, einen geeigneten Sicherheitsabstand zu wahren. Wildschweine zum Beispiel gehen gerne zum "Angriff" über, wenn sie sich, oder ihren Nachwuchs bedroht fühlen.
  6. Ein langes Tele ist schon unter anderem daher Pflicht! Aber auch wenn man Tierportraits machen oder kleinere Tiere fotografieren möchte. Es ist natürlich auch spannend das Drumherum mit einzufangen. Dann muss jedoch auch die komplette Szenerie stimmen. In Tierparks ist das leider meist eher nicht der Fall.
  7. Fotografiert ihr durch eine Scheibe oder einen Zaun, geht mit dem Objektiv möglichst nah dort ran. So vermeidet ihr ungewollte Reflektionen. Mit geöffneter Blende könnt ihr im Optimalfall so auch die Maschen "verschwinden" lassen.
  8. Öffnet die Blende jedoch nicht zu weit, denn die Schärfentiefe ist im Telebereich nicht sehr groß. Und dann kann es euch passieren, dass zwar die Augen scharf sind, die Schnauze oder der Schnabel aber schon nicht mehr:geringe Schärfentiefe In der Natur ist das weniger das Problem, in einem Tierpark hilft einem die geringe Schärfentiefe andererseits natürlich auch ungewollte Dinge "auszublenden". Hier ist es oft schwierig einen geeigneten Kompromiss zu finden. Und selbst bei Offenblende kann es passieren, dass das Bokeh durch einen Zaun im Hintergrund eher unruhig wirkt, wie in diesem Foto:unruhiger Hintergrund
  9. Nehmt nicht zu viel Ausrüstung mit, sondern beschränkt, und konzentriert euch auf das Wesentliche. Ein Telezoom ist dabei sehr praktisch. So könnt ihr euch einen ständigen Objektivwechsel sparen, und seid dennoch etwas felxibler als mit Festbrennweiten.
  10. Falls ihr euch auf die Lauer legt, und auf einen bestimmten Moment wartet, kann ein Stativ durchaus Sinn machen. Die Kamera mit dem Teleobjektiv die ganze Zeit im Anschlag zu halten, kann auf Dauer sehr anstrengend werden.
  11. Ich empfehle, falls möglich, die Einstellung Auto-ISO im Modus M mit entsprechender Belichtungskorrektur. Denn dann könnt ihr die gewünschte Schärfentiefe bestimmen, und durch eine enstprehend kurze Verschlusszeit Verwacklungen und Bewegungsunschärfe vermeiden. Dafür würde ich auch eventuelles Bildrauschen in Kauf nehmen. Zum einen fällt es in der Gesamtansicht eh kaum auf, und zum anderen gibt es mittlerweile viele Möglichkeiten, Fotos ohne großen Detailverlust zu entrauschen. Bewegungsunschärfe, oder zu wenig Schärfentiefe lassen sich im Nachinein allerdings nicht mehr ändern. Ist Auto-ISO und eine Belichtungskorrektur im Modus M nicht möglich, arbeitet je nach Tier mit Blenden-, oder Zeitautomatik. Habt dabei aber immer den anderen Parameter im Blick, und passt die ISO entsprechend an. Bei manchen Kameras kann man bei Auto-ISO auch bestimmen aber welcher Mindestverschlusszeit die ISO erhöht werden soll.
  12. Die Wahl der Größe des Autofokusfeldes hängt stark von dem Tier ab, welches ihr fotografieren möchtet. Ebenfalls ob ihr mit S-AF (= Single-Autofokus = einmalige AF-Messung) oder C-AF (= Continous-Autofokus = kontinuierliche AF-Messung so lange der Auslöser halb gedrückt ist) fotografiert. Für den Anfang würde ich mit möglichst unbewegten Motiven, einem kleinen AF-Feld auf den Augen und S-AF anfangen. Hinzu kommt noch, dass sich der Autofokus vieler Kameras stark unterscheidet.
  13. Habt Spaß an der Sache! Und Wichtig ist üben, üben und nochmal üben. Und mit etwas Geduld und Glück lassen sich dann auch solche putzigen Momente, wie von dem kleinen und süßen Raufußkauz hier einfangen:Raufußkauz
  14. Die Nachbearbeitung. Ich bin kein Freund davon, Fotos einfach mit irgendwelchen Filtern zu überlagern. Bei Tierfotos schon gar nicht. Schließlich geht es ja darum, die Natur natürlich abzubilden. So würde ich mich auf die grundlegenden Dinge wie Belichtung, Kontrast und Weißabgleich beschränken, und eventuell die Schatten und Lichter leicht anpassen. Einzelne Farben können ruhig auch gezielt etwas nachbearbeitet werden. Aber auch hier gilt: Weniger ist mehr. Dennoch gibt es aber auch Motive, aus denen man durch eine gezielte Nachbearbeitung noch etwas mehr herausholen oder zumindest einen "Hingucker" provozieren kann. Nehmen wir mal folgendes Foto:OriginalDer Bildausschnitt und das Farblose gefällt mir eigentlich ziemlich gut. Durch Bearbeitung der wenigen Farben und der Kontraste lässt sich da aber noch etwas mehr rausholen, und ein relativ "dramtischer" Anblick erzielen:Schritt 1Ein wenig stört mich hierbei allerdings noch der Hintergrund. Durch mehrere Verlaufsfilter und einen engeren Bildausschnitt kann dabei dann zum Beispiel Folgendes rauskommen:Schritt 2
  15. Ein letzter Tipp, wenn man Vögel in der Luft fotografiert, wäre noch ein Pofilter. Durch diesen hat man nämlich die Möglichkeit, einen schönen blauen Himmel bei richtiger Belichtung auf den Vogel beizubehalten. Allerdings will der Umgang damit geübt sein.

Ich hoffe, es waren einige hilfreiche Informationen für euch dabei. Wer noch mehr lernen möchte, ist herzlich dazu eingeladen sich in meinen VHS-Kursen bei der VHS-Gelsenkirchen anzumelden. Für Fragen und Anregungen bin ich natürlich gerne offen.